Der Störenfried

Kürzlich war ich mal wieder nicht im Theater und schrieb darüber ein Gedicht, das die F.A.Z. am 18.2. druckte; es ging so:
Der Störenfried

Der Vorhang wich. Im Saale wurd es stiller.
Das Licht ging aus, die letzte Türe zu.
Man gab was Altes, Lessing oder Schiller,
doch Altes läßt den Neuen keine Ruh.

Nach fünf Minuten kam der erste Nackte.
Auf seinem Rücken stand in Braun: SA.
Braun war auch das, was er dann schreiend kackte
auf jenen Abort, der mal Bühne war.

Urin? Gab’s auch. Ein Yeti wurd geschlachtet,
zwei Hauptpersonen liebten sich im Blut.
Ich hab nicht weiter auf das Stück geachtet:
Ich mußte husten. Das kam gar nicht gut.

Ich mußte husten! Just als zweie kotzten.
Ich weiß, daß sich das wirklich nicht gehört:
Man hustet nicht. Die Hauptpersonen glotzten,
auch’s Restensemble fühlte sich gestört.

Mit seinen Blicken streute es die Asche
mir bös aufs Haupt, das Haupt des Trampeltiers.
Ein Hustenbonbon zog ich aus der Tasche.
Jedoch wie laut das Knistern das Papiers!

Die um mich saßen, ballten ihre Hände
in Wut zur Faust und schlugen auf mich ein.
Die auf der Bühne kamen bald zum Ende:
Ein Punker-Papst gebar ein wildes Schwein.

Ich hab das Stück, und wie es hieß, vergessen.
Ich weiß nur die Moral von dem Gedicht.
Mag auch ein Störenfried gern Kreide fressen:
Die sich an nichts mehr stören, stört er besser nicht.

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